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Von der Gründung bis 1918

Die Wehr war in 4 Abteilungen gegliedert, die Steigermannschaft (Führer G. Frank), die Spritzenmannschaft (Führer C. Schmutzler), die Wassermannschaft (Führer D.Grimm) und die Ordnungsmannschaft (O. Wildanger). Die Aus- und Weiterbildung der Kameraden wurde zum wesentlichen Teil der Arbeit. So fanden jährlich 2 Hauptübungen der gesamten Wehr und 4 - 6 eigenständige Abteilungsübungen statt. Die Ankündigungen dieser wurden rechtzeitig im „Tannaer Anzeiger“ kundgetan, so dass sich die Mitglieder darauf einstellen konnten. Durch Zusammenlegen der Abteilungsübungen wurden der Teamgeist und die Zusammenarbeit der Abteilungen überprüft und gefördert.

Neben diesen Aufgaben und den Brandeinsätzen gab es noch eine Reihe von Verwaltungsaufgaben zu erledigen. Hierfür wurden eine Jahreshauptversammlung, 2 weitere Hauptversammlungen und 4 - 6 Ausschusssitzungen organisiert. In Zusammenhang mit der Frühjahrshauptübung fand noch ein Stiftungsfest mit Ballabend statt. Dieser jährliche Ablauf wurde wegen seiner Nützlichkeit bis zum Ersten Weltkrieg beibehalten. Der Zusammenhalt, die Kameradschaft und das harmonische Arbeiten miteinander führten zu einer leistungsstarken und gut organisierten Gemeinschaft und so blieben viele Kameraden lange dabei, was zu einer stabilen Organisation beitrug.

Im Herbst 1895 wurden neue Alarmzeichen eingeführt. So gab es für die Hornisten jetzt ein Signal für innerstädtische Brände und ein zweites für auswärtige Brandeinsätze. Diese Differenzierung war vor allem für die Pflichtfeuerwehr von großer Bedeutung, da diese nur innerhalb von Tanna zum Einsatz kam.

Obwohl es schon übergeordnete Feuerwehrverbände auf Reichs- und Landesebene gab, konnte man sich in Tanna nicht auf den Beitritt verständigen. Dies geschah erst im Jahr 1898 mit der Mitgliedschaft im Reußischen Feuerwehrverband, welcher am 23. Mai des Jahres seine Hauptversammlung in unserer Stadt abhielt.

In den Jahren stellte sich immer mehr heraus, dass das aktuelle Feuerwehrhaus den aktuellen und kommenden Anforderungen nicht mehr gerecht sein würde. So beschloss der Stadtrat am 20.Juli 1900 den Neubau des Spritzenhauses. Dieser Umstand und die Errichtung des öffentlichen Hydrantennetzes 1902 führten einmal mehr zu einer wesentlichen Verbesserung des städtischen Brandschutzes. Als weitere Anschaffung in diesem Jahr konnte man eine zweistöckige „Ulmer Leiter“ mit Transportwagen in Dienst stellen.

Die Erweiterung um einen Steigerturm, zur Trocknung der gebrauchten Schläuche und als Übungsobjekt der Steigermannschaft, erfuhr das Gerätehaus im Jahre 1908. In diesem Jahr gründete die Feuerwehr eine Sanitätsmannschaft, deren Erstausbildung übernahm der Tannaer Arzt Dr. Karkosch. Weitere zwei Jahre später kaufte die Gemeinde einen Rauchschutzapparat, mit Frischluftzufuhr, und eine zusätzliche zweirädrige Abprotzspritze. Die Besonderheit dieses Gerätes besteht darin, dass die Spritze vom Fahrgestell abgenommen und per Hand von 4 Kameraden zu einem nicht befahrbaren Ort gebracht werden konnte.

In den folgenden Jahren wurde Tanna fortwährend von Bränden heimgesucht und so schöpfte besonders die Versicherung im Frühjahr 1912 den Verdacht, dass diese Ereignisse auf Brandstiftung zurückzuführen sind. So setzte die Magdeburger Land-Feuersozietät öffentlich eine Belohnung von 600 Mark zur Ergreifung des oder der Täter aus. Dieser Aufruf blieb allerdings erfolglos, auch wenn sich die Spekulationen diesbezüglich hartnäckig unter der Bevölkerung hielten und hinter vorgehaltener Hand auch Verdächtigungen die Runde machten. Noch schlimmer kam es für unser Städtchen 1913 und 1914. So wurden allein zwischen März 1913 und Februar 1914 elf Brände gezählt. Besonders tragisch war der Februar 1914, als es in 2 Wochen sechsmal brannte. Trotz intensiver Aufklärungsarbeit konnte aber niemals auch nur ein mutmaßlicher Brandstifter ermittelt werden. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges ging eine starke Dezimierung der Freiwilligen Feuerwehr Tanna einher. 27 Kameraden blieben auf den Schlachtfeldern Europas zurück und sahen Ihre Heimatstadt nie wieder.

Auszug aus der Einsatzliste beginnend von 1895 bis 1918

  • 25. März 1895 - Erste Bewährungsprobe beim Brand der Scheune des Gerbers Edmund Lecker. Die Ausbreitung zu einem Großbrand konnte verhindert werden.
  • 16. Oktober 1896 - Erstmalig kam die Feuerwehr bei einem auswärtigen Großbrand in Stelzen zum Einsatz, bei dem drei Häuser den Flammen zum Opfer fielen.
  • 24. Juli 1902 - Es brannte die Windmühle in der Nähe der Kapelle ab. Sie wurde nicht wieder aufgebaut.
  • 23. Oktober 1907 - Die Löschgeräte waren noch in der Koskauer Straße, als der in der Bachgasse bei Hermann Brendel ausgebrochene Brand auf drei benachbarte Wohnhäuser übergriff und alle vier Häuser, nebst Nebengebäude, komplett zerstörte. Hierbei verbrannte eine alte Handdruckspritze der Wehr mit.
  • 27. Dezember 1907 - Werkstattbrand in der Frankendorfer Straße. Hierbei fand der Tischlereiinhaber und Spritzenmeister Gustav Frank den Feuertod. Dies sollte der einzige Kamerad sein, welcher in der über hundertjährigen Geschichte der Wehr sein Leben lassen musste.
  • Mai 1912 - Nach einer Serie von Scheunenbränden setzte „Die Generaldirektion der Magdeburger Land-Feuersozietät“ eine Belohnung in Höhe von 600 Mark aus, um Hinweise zur Ergreifung des vermutlichen Brandstifters zu bekommen. Dieser Aufruf blieb allerdings ohne Erfolg.
  • März 1913 bis Februar 1914 - In diesem Zeitraum kam es zu einer besonderen Anhäufung von elf Bränden, welche mit 6 Unglücksfällen innerhalb von 14 Tagen im Februar 1914 ihren Höhepunkt nahm. Durch die Feuer wurden wiederum zahlreiche Scheunen und Wohnhäuser zerstört. Brandstiftung konnte in keinem der Fälle nachgewiesen werden.
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