Von 1934 bis 1945

Auf Anordnung von übergeordneten Behörden musste ab 1934 bei Versammlungen und der Abgabe von Meldungen der Hitlergruß eingeführt werden. Dabei hatten die meisten Kameraden ein ungutes Gefühl. Es wurde versucht, die Tagesereignisse von der  Wehr fernzuhalten, sie sollte nur ihren eigentlichen Zwecken dienen und keine politische Propaganda betreiben. Für die Feuerwehren hatte mit dem Regierungsantritt der Nazis eine bewegende Zeit begonnen. Diese versuchten immer mehr, ihre politischen Ziele auch in die Feuerwehren hineinzutragen. Darunter litt auch das bisher sehr harmonische, kameradschaftliche Verhältnis in der Feuerwehr Tanna.

Im Jahre 1937 legte der amtierende Kommandant, Paul Valentin, sein Amt nieder und es wurde ein neuer Ortswehrführer (neuer Name für das Amt des Kommandanten) durch den Bürgermeister eingesetzt und verpflichtet. Dies war Alexander Haller.

In dieser Zeit wurde ein neues Feuerlöschgesetz von Staatswegen eingeführt, die Pflichtfeuerwehren sollten abgeschafft werden und alle deutschen Feuerwehren wurden unter das Kommando des Reichsführers SS, Heinrich Himmler, gestellt. Viele Kameraden waren mit der Vorherrschaft der NSDAP in der Feuerwehr nicht einverstanden und verliessen diese aus Enttäuschung. Alle Führer der Abteilungen sollten auf den Namen Adolf Hitler vereidigt werde, was in Tanna nie geschehen ist.

1939 begann der unglückselige II.Weltkrieg, der auch für die Tannaer Wehr wieder viel Leid brachte, nachdem die Wunden des vorherigen Weltkrieges kaum verheilt waren. Daraufhin wurden viele Wehrleute zum Militärdienst einberufen.

Im Januar des Jahres 1940 erhielt die Feuerwehr Tanna erstmals eine Motorspritze, Typ Goliath III. Diese befand sich zusammen mit weiterem Zubehör in einem Feuerlöschanhänger. Als Vorspann wurde ein aktiver Kamerad mit seinem Auto verpflichtet.  Nachdem sich die Floriansjünger mit der neuen Technik kurz vertraut gemacht hatten, kamen Mannschaft und Material bereits im gleichen Monat zu ihrem ersten Brandeinsatz. Dieser führte die Wehr nach Mielesdorf zur Amtshilfe.

Nach zweimonatiger Ausbildung in Eberswalde an der Reichsfeuerwehrschule wurde Alexander Haller als neuer Bezirksbrandmeister für Tanna mit 10 weiteren Ortschaften verpflichtet. Da viele Feuerwehrleute zum Militär eingezogen waren, baute er eine Feuerlöschgruppe bestehend aus jungen Frauen auf und bemühte sich intensiv um deren Ausbildung. 

Zu Beginn 1945 musste der Ortswehrführer einen Lehrgang in der Feuerwehrschule Zschachenmühle über die Brandbekämpfung nach Bombenangriffen in Großstädten absolvieren. Im April näherten sich die amerikanischen Streitkräfte unserer Heimat. Der Wehrführer der Stadt Tanna versuchte in der Feuerwehrschule Zschachenmühle noch zu retten, was zu retten war. Aus seinen persönlichen Aufzeichnungen geht hervor, dass in Tanna zwei große Spritzen, ein LF15 und ein LF8 eintrafen, die er im ortansässigen Gerätehaus unterbrachte. Am 7. April kamen 40 Großkraftspritzen an, welche im Tannaer Marmorbruch vor den anrückenden Militärs versteckt wurden. Einen Tag später fuhren Tannaer Feuerwehrleute mit dem LF8 zur Zschachenmühle, um weitere Feuerlöschgeräte, Schläuche und Zubehör zu retten, was ihnen auch gelang. Auf dem Rückweg bemerkten sie auf Höhe der Kapelle, dass Schleiz bombardiert wurde, und eilten sofort zur Löschhilfe dorthin. Die weiblichen Hilfskräfte der Feuerwehr Tanna kamen bei den Löscharbeiten ebenfalls zum Einsatz.

Durch den persönlichen Einsatz des Ortswehrführers Alexander Haller erhielt die freiwillige Feuerwehr Tanna im April 1945 erstmals eine komplette fahrbare Motorspritze mit Anhängerspritze (Koebe), eine sogenannte LF8. Aus der aufgegebenen Feuerwehrschule Zschachenmühle erhielt die Wehr außerdem ein wertvolles Sauerstoffgerät, viele Schläuche und Ausrüstungsgegenstände aller Art. Nach einer Verfügung des Landrates sollte die Tannaer Wehr das Fahrzeug behalten, bis der Schulbetrieb in der Feuerwehrschule wieder aufgenommen wird. Nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in unseren Ort konnten die „eingelagerten“ Feuerwehrfahrzeuge wieder an ihre ehemaligen Standorte zurückkehren. Sie wurden vom Militär nicht beschlagnahmt. Obwohl der Schulbetrieb in der Zschachenmühle nie wieder aufgenommen wurde, musste die FF Tanna auch das LF8 wieder abgeben.

Dieser Weltkrieg forderte das Leben von 26 aktiven Feuerwehrkameraden unseres Städtchens. Es war ein schweres Amt für den Orts- und Bezirksbrandmeister, Kamerad Haller, nach dem Krieg in Tanna und den umliegenden Orten wieder ein funktionierendes Feuerlöschwesen aufzubauen. Viele Ortsbrandmeister mussten ihr Amt wegen Mitgliedschaft in der NSDAP niederlegen. Die meisten Gerätehäuser der umliegenden Dörfer waren in einem trostlosen Zustand. Die ersten Nachkriegsjahre waren die schwerste Zeit in der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Tanna. Die Sollstärke der Wehr wurde in Tanna auf 29 und den Dörfern auf 11 heruntergestuft.

Auszug aus der Einsatzliste von 1939 bis 1945

  • 3. September 1937 - Bei einem Großfeuer, in der Lederfabrik Lang in der Bachgasse, kamen neben der FFW Tanna auch die Wehren aus Schleiz, Hirschberg, Schilbach, Zollgrün und Mielesdorf zum Einsatz. Abgebrannt sind das Trockengebäude, sowie das Lederwalzgebäude. Dagegen konnten das Kesselhaus und das Nachbargebäude des Landwirtes gehalten werden. Die Hitze war so stark, dass an 6 gegenüberliegenden Gebäuden die Fenster zersprangen und teilweise auch die Gardinen Feuer fingen. Verbrannt sind Maschinen, Rohhäute und etwa 5t versandfertiges Leder.
  • 30. Januar 1940 - Erstmalig kam bei einem Brand in Mielesdorf die neu erhaltene Motorspritze „Goliath III“ zum Einsatz. Diese befand sich, mit weiterem Zubehör, im neuen Feuerlöschanhänger TSA8. Als Vorspann wurde der Kamerad Karl Hupfer mit seinem Auto verpflichtet.
  • 29. September 1942 - Nach 5 Jahren brannte es wieder in der Lederfabrik in der Bachgasse. Das Feuer in der Rindenscheune konnte im Entstehen gelöscht werden.
  • 23. April 1943 - Flugzeugabsturz im Markholz. Am Karfreitag stürzte südlich von Tanna ein deutsches Flugzeug ab. 4 Mann der Besatzung wurden verletzt. Feuerwehrmänner trugen die Bewusstlosen mit Krankentragen in die Stadt. Als sie einem beim Erwachen einen Cognac gaben, sagte er: „Ja, der Karfreitag hat es in sich, auch Christus ist am Karfreitag ans Kreuz geschlagen worden“.
  • 8. April 1945 - Nach einem Bombenangriff auf Schleiz eilten die Tannarer Floriansjünger mit einem LF15 zur Löschhilfe in die Elisenstraße. Die weiblichen Hilfskräfte der Wehr kamen bei den Löscharbeiten ebenfalls zum Einsatz.
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